Die Kondensation des Wassers durch übersättigte und feuchte Luft lässt Wassertropfen entstehen, die bei Kontakt mit dem Boden in der Atmosphäre zu Nebel werden.
Die Sicht wird dadurch beeinträchtigt.
Mit ihren Fotografien greift die Fotografin diesen Zustand auf und spannt den Bogen von der komplexen Meteorologie zur übersättigten Zivilisation, hier bestehend aus den im Hintergrund vernebelten Häuserreihen, deren Atmosphäre durch zunehmenden Egoismus ebenso vernebelt scheint. Das oft Sichtbare wird unsichtbar, verschwimmt, verschwindet, wie ein immer tiefer werdender Strudel. Wo einst im Kollektiv bei klarer Sicht Schulter an Schulter gelebt wurde, bekommt im Heute das Gedicht „Im Nebel“ von Hermann Hesse Einzug und hält uns, den Individuen, den Spiegel vor.
Im Nebel (Hermann Hesse)
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.