Schon 2004 habe ich angefangen mich ehrenamtlich zu engagieren. Damals war ich als Rotaracterin bei der Jugendorganisation von Rotary aktiv. Wir haben zum Beispiel Lebensmittel für die Tafel gesammelt. Im ersten Moment kostete es Überwindung, fremde Menschen anzusprechen und sie zu bitten, ein Teil mehr einzukaufen, um es an Bedürftige, die ihre Lebensmittel von der Tafel beziehen, zu spenden. Aber schon schnell sind die anfänglichen Hemmungen verflogen und ich war besonders emotional beeindruckt, als ich miterlebte, dass oft gerade die Menschen etwas geben, die selbst nicht sehr viel haben. Durch diese Begegnungen und viele andere wurde mir immer wieder bewusst, wie gut es mir eigentlich geht und das vieles davon keine Selbstverständlichkeit ist. Dieses Gefühl, anderen zu helfen, hatte ich schon in der Schule. Bereits da fing ich an, einer ausländischen Mitschülerin das Lesen bei zu bringen oder einer fülligen Mitschülerin beim Abnehmen zu helfen . Manchmal mit Erfolg, manchmal ohne aber immer mit dem Willen, etwas zu verändern. So auch 2015. Angefangen bei der Flüchtlingshilfe Buxtehude bin ich mittlerweile Mitgründerin und aktive Unterstützerin bei der Initiative „Hand und Herz Buxtehude“ (www.handundherz-buxtehude.de). Das schöne an unserer Initiative ist, dass wir alles Leute sind, die was bewirken wollen. Wir wollen für verschiedene Themen sensibilisieren aber auch gezielt Projekte unterstützen. Wir organisieren zum Beispiel Veranstaltungen zum Thema Rassismus. Es ist mir wichtig Stellung zu beziehen. Ich bin für Vielfalt und Toleranz in unserem Land und dass das so bleibt… dafür sollten wir alle unseren Teil dazu beitragen.
Es gibt aber auch andere Aktionen, die mich jedes Mal aufs Neue sehr berühren. Das ist zum Beispiel der Tag ohne Sorgen. Organisiert wird dieser von der Karin und Walter Blüchert Gedächtnis Stiftung. Ein Tag in der Hafencity, an dem Obdachlose es sich einmal richtig gut gehen lassen können. Es gibt Ärzte und Tierärzte, Ruhebereiche zum schlafen im Warmen, Frisöre, Kleiderkammern, Essensausgaben, Spielebereiche, Waschmaschinen. Alle arbeiten an dem Tag ehrenamtlich. Dort kommt man direkt in Kontakt mit den Menschen. Man verliert seine Berührungsängste und kann so auch im Alltag, in der S-Bahn oder in den Straßen anders mit den Menschen sprechen.
Ich empfinde das als Bereicherung. Und wieder einmal spürt man, wie schön es ist, einfach mal zu geben. Eine ganz andere Aktion, die wir von Hand und Herz selbst jedes Jahr organisieren, ist unsere Kekse-Back-Aktion für Senioren zur Weihnachtszeit. Zusammen mit Kindern backen wir Plätzchen, bemalen die Papier-Kekse-Tüten und verteilen diese mit musikalischer Begleitung in den Seniorenheimen. Die Kinder singen Weihnachtslieder und einige von uns oder den LehrerInnen spielen Gitarre dazu. Wenn vereinzelt alte Menschen dort anfangen zu strahlen, zu klatschen oder zu tanzen, dann fällt es mir schwer, meine Tränen zu unterdrücken. Freude und Traurigkeit liegen in solchen Momenten immer sehr nah beieinander.
Ich fände es schön, wenn noch mehr (junge) Menschen anfangen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Viele fragen mich immer, wie ich das zwischen meiner Arbeit, den verschiedenen Projekten und den privaten Dingen auch noch schaffe. Ich sage einfach immer: Ich denke nicht darüber nach. Ich mache es einfach. Es muss gar nicht immer im großen Stil sein. Man muss sich auch keinem Verein oder einer Initiative anschließen. Ich finde, jeder kann im Alltag etwas Gutes tun. Das kann das Aufstehen für einen älteren Menschen in der Bahn sein, das kann Hilfe sein, einen Koffer oder Kinderwagen die Treppe mit runter zu tragen, es kann auch ein warmer Tee oder Kaffee für eine obdachlose Person sein. Am Ende läuft es immer auf dasselbe hinaus. Die DANKBARKEIT des Menschen. Und die ist unbezahlbar.
#einfachmachen